Stellungnahme der VAR Instruktoren und des Eliteschiedsrichter-Komitees

Nach den emotionalen Diskussionen vom vergangenen Wochenende möchten die VAR Instruktoren einige Zahlen präsentieren, um die Fakten in den richtigen Kontext zu rücken.

Bis zur Runde 28 der ADMIRAL Bundesliga hat es gesamt ca. 900 Checks durch den VAR gegeben. Nicht einberechnet sind sogenannte „Silent Checks“, die während eines Matches ständig durchgeführt werden. Insgesamt ist es bisher zu 12 nicht gewünschten bzw. nicht erfolgten Interventionen gekommen.

Im Frühjahr 2022 wurden vier falsche oder nicht getätigte VAR-Interventionen bei offensichtlichen und eindeutigen Situationen verzeichnet: 1x Tor zu Unrecht anerkannt, 1x Strafstoß Foul, 2 Rote Karten nicht gegeben (einmal passierte dies allerdings aufgrund eines technischen Fehlers, da die entsprechenden Kamerabilder nicht vorhanden waren).

Zudem gab es – überwiegend im Bereich der Handspielbeurteilung – einige strittige Situationen, die aber nicht im wie im VAR-Protokoll festgelegten eindeutigen und offensichtlichen Bereich gelegen sind. Zudem gab es einige Aufreger, die zwar knapp, jedoch nicht falsch waren (z.B. Strafstoßentscheidung FAK vs. RBS: faktische Entscheidung Foulspiel außerhalb des Strafraums).

Allein im Frühjahr wurden bisher knapp 380 Situationen durch den VAR überprüft, was eine Fehlerquote von ca. 1 % bedeutet!

Wo Menschen agieren, werden Fehler passieren, das war allen bereits im Vorfeld klar. Dies ist selbstverständlich für alle Beteiligten ärgerlich und jeder Spieltag wird auch dementsprechend aufgearbeitet und von den Instruktoren gemeinsam mit den betroffenen und eingesetzten VAR/AVAR analysiert.

Es ist verständlich, dass in der entscheidenden Phase der Meisterschaft jede Entscheidung noch mehr unter öffentlicher Beobachtung steht. Es ist aber nicht nachvollziehbar, dass hier aufgrund eines – öffentlich eingestandenen – Fehlers beim Spiel SK Austria Klagenfurt – RZ Pellets WAC ein grundsätzliches VAR Problem dargestellt wird. Auch wenn Trainer oder Spieler sich ungerecht behandelt fühlen, ist dies objektiv betrachtet nur selten der Fall (z.B. war die Intervention zur Strafstoßentscheidung gegen Altach und die damit verbundene Verwarnung vollkommen regelkonform und führte dennoch zu unberechtigter Aufregung und Kritik gegenüber dem SR/VAR).  Auch die Checkdauer hat sich im Laufe der Saison stark verbessert und wurde reduziert.

Analyse des zu Unrecht anerkannten Treffers bei SK Austria Klagenfurt – RZ Pellets WAC

Bei dem angesprochenen zu Unrecht anerkannten Treffer war der Ausgang eigentlich ein korrekter Check des VAR, der erkannte, dass der Ball die Torlinie zur Gänze überschritten hat und dies am Spielfeld verständlicherweise weder vom Schiedsrichterassistenten (ihm wurde die Sicht vom Torhüter verdeckt) noch vom Schiedsrichter (aus seinem Blickwinkel nicht erkennbar) erkannt werden konnte. Leider wurde in dieser komplexen Situation zwar protokollgemäß die APP (= komplette Angriffsphase) kontrolliert, allerdings wurde die knappe Abseitsstellung des Torschützen von Austria Klagenfurt Klagenfurt zum Zeitpunkt des Kopfballs auf das Tor seines Mitspielers nicht erkannt. Es wurde fälschlicherweise im Zuge des Torchecks beim Eckstoß ein mögliches Abseits überprüft und dabei wurde erkannt, dass sich ein Verteidiger von Klagenfurt auf der Torlinie befand. Leider wurde übersehen, dass dieser bei der zweiten Flanke rechtzeitig herauslief und deshalb beim Kopfball eine strafbare Abseitssituation vom Torschützen vorlag. Dies wurde unmittelbar nach dem Schlusspfiff mit der VAR-Team analysiert und diese Info auch an den amtierenden Schiedsrichter weitergegeben, der diesen Fehler auch offen im Interview zugab. Wir stehen zu unseren Fehlern und bedauern diese auch, es ist aber auch nicht zielführend, wenn das VAR-System in der Öffentlichkeit denunziert wird („Schnapsen oder würfeln die im VAR-Keller“). Jeder Schiedsrichter und VAR versucht ebenso wie jeder Trainer und jeder Spieler, sein Bestes zu geben und es ärgert sich kaum jemand mehr als der Betroffene selbst, wenn ein Fehler passiert. Spielern wird ein Fehler sehr oft schnell vergeben, aber bei Schiedsrichtern wird sehr oft Unfehlbarkeit erwartet und vergessen, dass Menschen am Werk sind, die in Drucksituationen alles versuchen, eine optimale Leistung zu bieten – auch wenn das leider nicht immer gelingt. Das zeigen uns auch Beispiele aus Ligen mit Profischiedsrichtern wie England, Spanien oder Italien.

Robert Sedlecak im Namen der VAR Instruktoren und des Eliteschiedsrichter-Komitees